Am 5. Januar war es für mich endlich so weit, ich durfte in
„Maternity“ anfangen, der Geburtshilfe des Krankenhauses in Shisong. Hier gibt
es immer etwas zu tun und so konnte ich auch gleich am ersten Tag eine Geburt
beobachten. Was es noch besser machte: es war eine natürliche Zwillingsgeburt,
etwas was in Europa immer seltener wird. Nachdem die Eingewöhnungszeit vorüber
war, hat sich in den sieben Wochen meiner Zeit dort mein Aufgabenbereich
schnell vergrößert. Neben der „normalen“ Arbeit einer Krankenschwester, die ich
bereits in den anderen Stationen kennenlernen durfte, durfte ich auch Aufgaben
der Hebammen übernehmen. Es ist ein sehr, sehr schönes Gefühl, die Nabelschnur
eines Neugeborenen zu durchtrennen, es zu baden und danach in die 50 Lagen
Klamotten, die ein Baby hier in Kamerun anhat, zu packen. Hier ist es nicht
üblich, dass Väter das Durchschneiden der Nabelschnur übernehmen, im Normalfall
sind sie bei der Geburt auch nicht anwesend (eine Hebamme sagte mal, sie hätten
zu viel Angst davor). Pro Woche werden zwischen 20 und 50 Kinder geboren, ihr
könnt euch also vorstellen, wie viele Geburten ich gesehen und bei denen ich
geholfen habe. Und doch wird es nie langweilig! Die Arbeit dort hat aber auch
deprimierende Seiten… Hat man sich mal mit einer Mutter oder ihrem Baby super
gut verstanden, muss man nach wenigen Tagen „Auf nimmer Wiedersehen“ sagen,
weil sie dann meistens in ihr kleines abgelegenes Heimatdorf zurückfahren und
kaum noch in die Stadt kommen. Es ist auch kein schönes Gefühl, wenn man sich
tagelang um ein kleines Frühchen kümmert und dann plötzlich hören muss, dass es
in der Nacht zuvor gestorben ist… Dennoch vergeht einem nicht die Lust daran,
das Lächeln einer Mutter zu sehen, die ihr Baby in ihren Armen hält!