Eines Nachmittags haben wir uns mal wieder auf einen Ausflug
gemacht. Diesmal führte es uns nach Nkar, eine Gemeinde, die ca. 15-25 Minuten
Fahrt auf einer wunderbaren Straße (erst letztes Jahr neu gemacht, Kamerun gibt
sich Mühe, das zu verbessern) von Kumbo entfernt ist. Unser eigentliches Ziel
war es das Health Centre dort zu besuchen, wobei es eigentlich sowohl von den
zukünftigen Räumlichkeiten, als auch von der Ausstattung her, ein kleines
Krankenhäuschen sein könnte. Ein Health Centre ist eine Mischung zwischen Dorfpraxis und Krankenhaus, für die Orte, die keine Anbindung an ein Krankenhaus haben, da es hier noch keine Krankenwagen gibt. Als Zeichen der Höflichkeit gehört es sich aber,
zuerst dem zuständigen Gemeindepfarrer einen Begrüßungsbesuch abzustatten.
Allerdings hatten wir nicht so viel Glück, denn der Pfarrer war gerade mit
Lehrern beschäftigt, die auf ihr Gehalt warten und das tun Lehrer (aus eigener Erfahrung)
nicht gerne und der Jugendpfarrer war noch am Arbeiten in der Schule. Also
haben wir ihm nur eine kurze Nachricht hinterlassen, haben uns die Kirche dort angesehen, die vom Innenaufbau der Kathedrale gleicht und sind gleich weiter zum
gegenüberliegenden Health Centre. Dort hat uns der zuständige Arzt herumgeführt (mit mehr oder weniger Elan) und uns ein bisschen über die Einrichtungen und deren Möglichkeiten erzählt.
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Das Health Centre in Nkar |
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Katholische Mission Nkar |
Von dort ging es direkt weiter zur Regina Pacis Comprehensive High School,
einem Internat, das eine Freundin von uns besucht hat und das sie uns deswegen
zeigen wollte. Ich persönlich habe noch nie eine chaotischere Schule gesehen.
Die Gebäudeaufteilung ist vollkommen unverständlich und die Führung, die wir
von der Direktorin (eine ehemalige Schulkameradin unserer Freundin bekommen
haben glich einem Irrpfad… Trotzdem waren die Schüler richtig lieb und haben
sich über unseren Besuch gefreut. Auch wenn wir uns gefühlt haben wie Touristen, die sich die Leute anschauen wollen. Mit frisch gebackenen PoffPoffs bewaffnet, die uns in der Kantine geschenkt wurden,
sind wir weitergefahren zum Palast des Fons, denn Nkar hat einen eigenen Fon.
Eigentlich wollten wir nur kurz die Großmutter unseres Fahrers besuchen, die in
einem Raum angrenzend an einen der unzähligen Innenhöfe des Palastes lebt. Nun
wollte der Zufall es aber so, dass diese Großmutter gerade Besuch hatte von
einer jungen Mutter mit ihrem kleinen Sohn und wie wir halt so sind und wie die
Kameruner halt so ticken wurde mit dem süßen kleinen Wonneprobben gespielt und
geknuddelt, vollkommen ohne irgendwelche Bedenken. Die kamen dann erst, als wir
diesen Raum wieder verließen und uns gesteckt wurde, dass eben diese junge
Mutter die jüngste Frau des Fon ist und dieser süße kleine Junge der 1. Sohn
des Fon und damit Kronprinz (Die Tradition sagt leider, dass Kinder, die
geboren wurden, bevor ihr Vater Fon wurde, in der Thronfolge nicht zählen).
Vollkommen überrascht waren wir dann nicht ganz, dass uns diese liebe Frau
direkt zu ihrem Mann, dem Fon brachte. Der Fon ist der traditionelle König der Angehörigen des Stammes der NSO, die in Nkar leben. Blöd nur, dass uns weitere Informationen
vorenthalten wurden und wir (vermutlich) dementsprechend viele Fehler gemacht
haben (glücklicherweise keine unverzeihlichen)… Grundsätzlich gilt ein Fon als
unantastbar und man darf auch nicht direkt mit ihm reden, sondern muss die
Hände vor dem Mund in einer speziellen Position halten (und der Abstand darf
nicht zu groß sein, sonst ignoriert er einfach was du sagst). Außerdem begegnet
man einem Fon anscheinend in einer leicht gebückten Position. Überglücklich
haben wir am Abend die Rückfahrt angetreten, mit Mandarinen (wer hätte gedacht,
dass man die hier findet) und Chicos (man nennt sie auch Tree Tomatoes), das
sind kleine Früchte bei denen man die Spitze abbeißt und die Kerne isst (schmeckt ein bisschen wie Himbeere mit Tomate gemischt),
ausgestattet.
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Die Schüler haben uns willkommen geheißen, 2. v.l. die Direktorin, l. unser Fahrer |
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Der kleine Eugene, 1. Thronfolger des Fons |
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Die jüngste Frau des Fon und Mutter von Eugene |
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