Donnerstag, 13. November 2014

St. Augustine Catholic Primary School Bamkika'ai



Nun habe ich also die Nursery School erst einmal hinter mir gelassen, um die Primary School näher kennenzulernen. Die ersten Tage dort habe ich in der 1. Klasse verbracht, um danach durch ein paar Klassenstufen zu wandern. Der Morgen in der Grundschule beginnt ähnlich wie in der Nursery School, nur ein bisschen früher, das heißt schon um 7:30 Uhr. Pünktlich um diese Zeit wird das Morgengebet gesprochen und die Nationalhymne Kameruns gesungen (die kann man bei den Grundschülern wesentlich besser verstehen, als bei den kleinen Vorschülern). Während der Nationalhymne wird die Fahne gehisst und alle die zu spät kommen müssen dort wo sie stehen warten. Nach der Begrüßung der Lehrer und der Mitschüler, die mit einer Verbeugung der Jungen und einem Knicks der Mädchen begleitet wird, singen alle einen sogenannten „Marching Song“, bei dem sie aus einem sehr großen Fundus aussuchen dürfen. Manchmal haben die Schüler dann noch das Marschieren geübt, was bedeutet, dass alle Klassenweise ein- oder zweimal im Kreis über den Schulhof marschieren und anschließend direkt in die Klassen gehen (aber immer nur nachdem die Lehrer die Erlaubnis dafür gegeben haben). In unregelmäßigen Abständen fand noch eine sogenannte „Inspektion“ statt bevor die Schüler in die Klassen durften. Dabei kontrollieren die Lehrer, ob die Uniformen, die vor allem bei den Mädchen ziemlich unterschiedlich sein können, sauber sind. Ist das nicht der Fall werden die betreffenden Schüler gebeten die Uniform zu waschen, so zumindest die Theorie, normalerweise bleibt es bei einer Verwarnung. In der Regel wurde vor dem Unterricht noch ein kleines Pläuschchen unter Lehrern gehalten. In meiner ersten Woche ging es dann gleich recht kompliziert los, denn es ist das Ende der sogenannten „First Sequence“. Das Schuljahr ist in 3 „Terms“ aufgeteilt, die wiederum in 2-3 „sequences“ geteilt sind und an jedem Ende einer solchen „sequence“ gibt es eine Lernabfrage. Dabei wird von der Diözese für jede Klassenstufe dem Lehrplan entsprechend Aufgaben gestellt. Mir wurde aber recht schnell bewusst, dass diese Aufgaben nicht immer klar bzw. nach dem Lehrplan waren, was für viele Lehrer bedeutete, spontan alternative Antworten oder komplett neue Aufgabenstellungen zu bilden. Class 1 hat insgesamt ca. 40 Schüler und eine wirklich schöne Klasse. Den Pult ziert sogar eine Tischdecke und Blümchen. Für die „1st sequence Exams“ sollte jedes Kind separate Bücher mitbringen, was allerdings viele nicht hatten, genauso wie Bleistifte. Die Aufgaben wurden von den Lehrern dann an die Tafeln geschrieben und die Schüler sollten nur die Lösungen aufschreiben. Abgefragt wurde eine ganze Reihe von Fächern. Unter anderem die Klassiker Mathematik, Englisch, Handwriting, Religion, Kunst, Französisch, aber auch Moral Education, Citizenship etc. Nicht alle waren schriftlich, was ein Problem darstellte, denn bei mündlichen Prüfungen muss jedes Kind einzeln vorkommen. Die restliche Klasse kann dabei natürlich nicht still zuschauen und dabei kam ich dann ins Spiel, denn während Sr. Collette einzelne Kinder prüfte habe ich den anderen bei den Aufgaben geholfen und sie korrigiert. Um 11:15, wenn die Pause der Nursery endet, beginnt die Pause der Grundschüler. Nach dem üblichen Gebet: „Bless us oh Lord and bless these our gifts which we are about to receive from your goodness through Christ our Lord. Amen” sind alle freudig zum Essen gestürmt. Die Pausen sind mittlerweile sehr angenehm, weil es warmer wird und die Sonne trotzdem noch nicht so stark ist. Die Lehrer lassen sich dann ihre Stühle von Schülern auf den Hof tragen und nutzen die Pause für weitere Pläuschchen. Das Ende der Pause um 12:00 Uhr wird mit einem Gong angekündigt. Dann versammeln sich alle klassenweise aufgereiht und beten den „Angelus“, eine Reihe aus Gebeten (u.a. dem Ave Maria), ehe der Unterricht weitergeht, bis zum jeweiligen Ende (je höher die Klassenstufe, die Grundschule geht bis zur 6. Klasse, desto länger der Unterricht). Eine Ausnahme davon stellt der Freitag dar, denn jeden Freitag wird der Boden der ganzen Schule geputzt. Hierfür bringen die Schüler, die mit Putzen dran sind Eimer von zu Hause und Lappen mit. Das Ganze läuft nach einem Plan, den ich noch nicht ganz durchschaut habe. 

Als ich am Tag darauf in die Schule kam, kamen mir alle Schüler entgegen. Von Sr. Franziska, der Lehrerin der 3. Klasse, habe ich dann erfahren, dass an diesem Morgen Schulgottesdienst ist und deswegen alle in die Kirche im Jugendzentrum pilgerten. Also schloss ich mich dieser Völkerwanderung an und trafen vor der Kirche auf Fr. Roland, der Schulmanager für die katholischen Schulen in Kumbo. Zu diesem Gottesdienst kam allerdings auch die Nursery School, was bedeutete, dass die Lehrer (und ich) auf die Nurseries und die unteren Klassen der Primary aufgeteilt wurden. Ich habe dabei das große Los gezogen, inmitten der Vorschüler zu sitzen und habe deshalb nicht so viel vom Gottesdienst mitbekommen. Allerdings ist Fr. Roland auf eine sehr locker-lustige Art mit den Kindern umgegangen und hat sie mit in den Gottesdienst einbezogen, indem er ein paar Kinder herausgepickt hat und sie nach Gebeten gefragt hat, die sie kennen. Das hat die Kinder natürlich ziemlich angespornt. Fr. Roland hat für die Kinder (und auch für die Lehrer) später noch eine Runde Lollis gespendet, wie er sagte, als Belohnung dafür, dass die Kinder so leise waren, während des Gottesdienstes. Ein bisschen geschockt war ich allerdings, dass manche Lehrer die Kinder auch während des Gottesdienstes geschlagen haben. Schlagen ist ja sowieso ein Problem hier die Lehrer von Klasse 1 und 2 schlagen beide ziemlich viel, in den höheren Klassen wird das glücklicherweise weniger. Der Lehrstil ist generell auf Frontalunterricht ausgerichtet, die Lehrer interessiert es nicht so sehr, dass die Hälfte dessen was sie erzählen an den Kindern vollkommen vorbei geht… Vieles basiert auch auf Befehl, wenn ein Kind zum Beispiel etwas tut, was es nicht tun sollte (auch wenn es vielleicht nicht schlecht war) heißt es „Did I ask you to…“.
Die darauffolgende Woche gestaltete sich dann als reine Improvisationskunst, denn die Lehrerin der 2. Klasse hat ganz plötzlich eine Woche früher als „geplant“ ihr Kind (ein kleiner Junge) zur Welt gebracht und fiel damit aus, eine Ersatzkraft (es ist schon ein Wunder, dass es überhaupt eine gibt) kam erst in der nächsten Woche. Zusätzlich liegt die Lehrerin der 3. Klasse mit Malaria im Krankenhaus, was bedeutet, dass Class 1&2 zusammengelegt wurden und ich in Class 3 geschickt wurde, um dort die Aufsicht zu führen. Das war allerdings kein so großes Problem, auch wenn es mich einiges an Überwindung gekostet hat, denn die Madame aus der 4. Klasse hat den Kindern Aufgaben gegeben.
Trotzdem blieb mir noch die Chance auch die höheren Klassen kennenzulernen, die praktisch der Traum jedes Lehrers sind, denn als die Lehrerin von Klasse 5 sich um das Schulgeld kümmern musste, habe ich den Kindern, nachdem ich versucht habe mit den Kindern ein bisschen Galgenmännchen zu spielen (eigentlich hat es ganz gut geklappt, nur waren nicht alle interessiert daran), habe ich mit ihnen ihre Mathe-Themen wiederholt und als sie die Aufgaben nicht fertig machen konnten, haben sie mich sogar darum gebeten, sie ihnen als Hausaufgabe zu geben. Am nächsten Morgen kamen die Kinder dann ganz stolz und haben gesagt, dass sie alle Aufgaben gemacht haben. :D

Schulgeld

Das Thema Schulgeld verdient hier einen eigenen Absatz, denn es ist so ziemlich DAS Thema, seit Mitte Oktober. Viele der Schüler waren zur Zeit der 1st sequence noch nicht registriert, denn dafür fällt eine Gebühr an, was wiederum bedeutete, dass hinten in der Klasse während der Prüfungen immer zwischen 2 und 7 Kindern standen, die nicht mitschreiben durften, denn das war daran gebunden. So kamen während der Prüfungswoche immer mal wieder neue Prüflinge dazu, was die Lehrer vor ein paar organisatorische Schwierigkeiten stellte. Ende Oktober wurde dann noch ein bisschen genauer auf das Schulgeld geschaut, denn bis dahin sollte jedes Kind mindestens 5000 Francs (ca. 8 €) an Schulgeld gezahlt haben. Dann wurde begonnen, Kinder bei denen das nicht der Fall ist, nach Hause zu schicken. Bei der Grundschule ist das etwas simpler, als in der Vorschule, denn dort sind sich manche Kinder ihres Namens nicht bewusst und reagieren darauf nicht. Allerdings wurden den Kindern hier nur Notizzettel für die Eltern gegeben, was teilweise dazu führte, dass das Schulgeld gezahlt wurde oder aber auch dass Kinder die nächsten 3-4 Tage nicht in die Schule gekommen sind.

Nachdem ich jetz 2 ½ Monate in der Schule verbracht habe, habe ich mich dazu entschieden, mein Projekt zu wechseln und werde ab dem 26. November im St. Elizabeth Catholic General Hospital in Shisong in der Geburtshilfe arbeiten.

Schulgottesdienst in der Kirche von Bamkika'ai

Chaos nach der Morning Assembly

Die ganze Schule übt Marschieren

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