Nun habe ich also die Nursery School erst einmal hinter mir
gelassen, um die Primary School näher kennenzulernen. Die ersten Tage dort habe
ich in der 1. Klasse verbracht, um danach durch ein paar Klassenstufen zu
wandern. Der Morgen in der Grundschule beginnt ähnlich wie in der Nursery
School, nur ein bisschen früher, das heißt schon um 7:30 Uhr. Pünktlich um
diese Zeit wird das Morgengebet gesprochen und die Nationalhymne Kameruns
gesungen (die kann man bei den Grundschülern wesentlich besser verstehen, als
bei den kleinen Vorschülern). Während der Nationalhymne wird die Fahne gehisst
und alle die zu spät kommen müssen dort wo sie stehen warten. Nach der
Begrüßung der Lehrer und der Mitschüler, die mit einer Verbeugung der Jungen
und einem Knicks der Mädchen begleitet wird, singen alle einen sogenannten
„Marching Song“, bei dem sie aus einem sehr großen Fundus aussuchen dürfen. Manchmal
haben die Schüler dann noch das Marschieren geübt, was bedeutet, dass alle
Klassenweise ein- oder zweimal im Kreis über den Schulhof marschieren und
anschließend direkt in die Klassen gehen (aber immer nur nachdem die Lehrer die
Erlaubnis dafür gegeben haben). In unregelmäßigen Abständen fand noch eine
sogenannte „Inspektion“ statt bevor die Schüler in die Klassen durften. Dabei
kontrollieren die Lehrer, ob die Uniformen, die vor allem bei den Mädchen
ziemlich unterschiedlich sein können, sauber sind. Ist das nicht der Fall
werden die betreffenden Schüler gebeten die Uniform zu waschen, so zumindest
die Theorie, normalerweise bleibt es bei einer Verwarnung. In der Regel wurde
vor dem Unterricht noch ein kleines Pläuschchen unter Lehrern gehalten. In
meiner ersten Woche ging es dann gleich recht kompliziert los, denn es ist das
Ende der sogenannten „First Sequence“. Das Schuljahr ist in 3 „Terms“
aufgeteilt, die wiederum in 2-3 „sequences“ geteilt sind und an jedem Ende
einer solchen „sequence“ gibt es eine Lernabfrage. Dabei wird von der Diözese
für jede Klassenstufe dem Lehrplan entsprechend Aufgaben gestellt. Mir wurde
aber recht schnell bewusst, dass diese Aufgaben nicht immer klar bzw. nach dem
Lehrplan waren, was für viele Lehrer bedeutete, spontan alternative Antworten
oder komplett neue Aufgabenstellungen zu bilden. Class 1 hat insgesamt ca. 40
Schüler und eine wirklich schöne Klasse. Den Pult ziert sogar eine Tischdecke
und Blümchen. Für die „1st sequence Exams“ sollte jedes Kind separate Bücher
mitbringen, was allerdings viele nicht hatten, genauso wie Bleistifte. Die
Aufgaben wurden von den Lehrern dann an die Tafeln geschrieben und die Schüler
sollten nur die Lösungen aufschreiben. Abgefragt wurde eine ganze Reihe von
Fächern. Unter anderem die Klassiker Mathematik, Englisch, Handwriting,
Religion, Kunst, Französisch, aber auch Moral Education, Citizenship etc. Nicht
alle waren schriftlich, was ein Problem darstellte, denn bei mündlichen
Prüfungen muss jedes Kind einzeln vorkommen. Die restliche Klasse kann dabei
natürlich nicht still zuschauen und dabei kam ich dann ins Spiel, denn während
Sr. Collette einzelne Kinder prüfte habe ich den anderen bei den Aufgaben
geholfen und sie korrigiert. Um 11:15, wenn die Pause der Nursery endet,
beginnt die Pause der Grundschüler. Nach dem üblichen Gebet: „Bless us oh Lord and bless these our gifts
which we are about to receive from your goodness through Christ our Lord. Amen”
sind alle freudig zum Essen gestürmt. Die Pausen sind mittlerweile sehr
angenehm, weil es warmer wird und die Sonne trotzdem noch nicht so stark ist. Die
Lehrer lassen sich dann ihre Stühle von Schülern auf den Hof tragen und nutzen
die Pause für weitere Pläuschchen. Das Ende der Pause um 12:00 Uhr wird mit
einem Gong angekündigt. Dann versammeln sich alle klassenweise aufgereiht und
beten den „Angelus“, eine Reihe aus Gebeten (u.a. dem Ave Maria), ehe der
Unterricht weitergeht, bis zum jeweiligen Ende (je höher die Klassenstufe, die
Grundschule geht bis zur 6. Klasse, desto länger der Unterricht). Eine Ausnahme
davon stellt der Freitag dar, denn jeden Freitag wird der Boden der ganzen
Schule geputzt. Hierfür bringen die Schüler, die mit Putzen dran sind Eimer von
zu Hause und Lappen mit. Das Ganze läuft nach einem Plan, den ich noch nicht
ganz durchschaut habe.
Als ich am Tag darauf in die Schule kam, kamen mir alle
Schüler entgegen. Von Sr. Franziska, der Lehrerin der 3. Klasse, habe ich dann
erfahren, dass an diesem Morgen Schulgottesdienst ist und deswegen alle in die
Kirche im Jugendzentrum pilgerten. Also schloss ich mich dieser Völkerwanderung
an und trafen vor der Kirche auf Fr. Roland, der Schulmanager für die
katholischen Schulen in Kumbo. Zu diesem Gottesdienst kam allerdings auch die
Nursery School, was bedeutete, dass die Lehrer (und ich) auf die Nurseries und
die unteren Klassen der Primary aufgeteilt wurden. Ich habe dabei das große Los
gezogen, inmitten der Vorschüler zu sitzen und habe deshalb nicht so viel vom
Gottesdienst mitbekommen. Allerdings ist Fr. Roland auf eine sehr
locker-lustige Art mit den Kindern umgegangen und hat sie mit in den
Gottesdienst einbezogen, indem er ein paar Kinder herausgepickt hat und sie
nach Gebeten gefragt hat, die sie kennen. Das hat die Kinder natürlich ziemlich
angespornt. Fr. Roland hat für die Kinder (und auch für die Lehrer) später noch
eine Runde Lollis gespendet, wie er sagte, als Belohnung dafür, dass die Kinder
so leise waren, während des Gottesdienstes. Ein bisschen geschockt war ich
allerdings, dass manche Lehrer die Kinder auch während des Gottesdienstes
geschlagen haben. Schlagen ist ja sowieso ein Problem hier die Lehrer von
Klasse 1 und 2 schlagen beide ziemlich viel, in den höheren Klassen wird das
glücklicherweise weniger. Der Lehrstil ist generell auf Frontalunterricht
ausgerichtet, die Lehrer interessiert es nicht so sehr, dass die Hälfte dessen
was sie erzählen an den Kindern vollkommen vorbei geht… Vieles basiert auch auf
Befehl, wenn ein Kind zum Beispiel etwas tut, was es nicht tun sollte (auch
wenn es vielleicht nicht schlecht war) heißt es „Did I ask you to…“.
Die darauffolgende Woche gestaltete sich dann als reine
Improvisationskunst, denn die Lehrerin der 2. Klasse hat ganz plötzlich eine
Woche früher als „geplant“ ihr Kind (ein kleiner Junge) zur Welt gebracht und
fiel damit aus, eine Ersatzkraft (es ist schon ein Wunder, dass es überhaupt
eine gibt) kam erst in der nächsten Woche. Zusätzlich liegt die Lehrerin der 3.
Klasse mit Malaria im Krankenhaus, was bedeutet, dass Class 1&2
zusammengelegt wurden und ich in Class 3 geschickt wurde, um dort die Aufsicht
zu führen. Das war allerdings kein so großes Problem, auch wenn es mich einiges
an Überwindung gekostet hat, denn die Madame aus der 4. Klasse hat den Kindern
Aufgaben gegeben.
Trotzdem blieb mir noch die Chance auch die höheren Klassen kennenzulernen, die praktisch der Traum jedes Lehrers sind, denn als die Lehrerin von Klasse 5 sich um das Schulgeld kümmern musste, habe ich den Kindern, nachdem ich versucht habe mit den Kindern ein bisschen Galgenmännchen zu spielen (eigentlich hat es ganz gut geklappt, nur waren nicht alle interessiert daran), habe ich mit ihnen ihre Mathe-Themen wiederholt und als sie die Aufgaben nicht fertig machen konnten, haben sie mich sogar darum gebeten, sie ihnen als Hausaufgabe zu geben. Am nächsten Morgen kamen die Kinder dann ganz stolz und haben gesagt, dass sie alle Aufgaben gemacht haben. :D
Trotzdem blieb mir noch die Chance auch die höheren Klassen kennenzulernen, die praktisch der Traum jedes Lehrers sind, denn als die Lehrerin von Klasse 5 sich um das Schulgeld kümmern musste, habe ich den Kindern, nachdem ich versucht habe mit den Kindern ein bisschen Galgenmännchen zu spielen (eigentlich hat es ganz gut geklappt, nur waren nicht alle interessiert daran), habe ich mit ihnen ihre Mathe-Themen wiederholt und als sie die Aufgaben nicht fertig machen konnten, haben sie mich sogar darum gebeten, sie ihnen als Hausaufgabe zu geben. Am nächsten Morgen kamen die Kinder dann ganz stolz und haben gesagt, dass sie alle Aufgaben gemacht haben. :D
Schulgeld
Das Thema Schulgeld verdient hier einen eigenen Absatz, denn
es ist so ziemlich DAS Thema, seit Mitte Oktober. Viele der Schüler waren zur
Zeit der 1st sequence noch nicht registriert, denn dafür fällt eine Gebühr an,
was wiederum bedeutete, dass hinten in der Klasse während der Prüfungen immer
zwischen 2 und 7 Kindern standen, die nicht mitschreiben durften, denn das war
daran gebunden. So kamen während der Prüfungswoche immer mal wieder neue
Prüflinge dazu, was die Lehrer vor ein paar organisatorische Schwierigkeiten
stellte. Ende Oktober wurde dann noch ein bisschen genauer auf das Schulgeld
geschaut, denn bis dahin sollte jedes Kind mindestens 5000 Francs (ca. 8 €) an
Schulgeld gezahlt haben. Dann wurde begonnen, Kinder bei denen das nicht der
Fall ist, nach Hause zu schicken. Bei der Grundschule ist das etwas simpler,
als in der Vorschule, denn dort sind sich manche Kinder ihres Namens nicht
bewusst und reagieren darauf nicht. Allerdings wurden den Kindern hier nur
Notizzettel für die Eltern gegeben, was teilweise dazu führte, dass das
Schulgeld gezahlt wurde oder aber auch dass Kinder die nächsten 3-4 Tage nicht
in die Schule gekommen sind.
Nachdem ich jetz 2 ½ Monate in der Schule verbracht habe,
habe ich mich dazu entschieden, mein Projekt zu wechseln und werde ab dem 26.
November im St. Elizabeth Catholic General Hospital in Shisong in der
Geburtshilfe arbeiten.
Schulgottesdienst in der Kirche von Bamkika'a | i |
Chaos nach der Morning Assembly |
Die ganze Schule übt Marschieren |
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