Samstag, 24. Januar 2015

Good Morning, Sister!



Jetzt ist es endlich so weit, seit dem 26. November arbeite ich im St. Elizabeth Catholic General Hospital in Shisong, einem der besten Krankenhäuser Kameruns. Mit einem so mulmigen Gefühl voller Angst und Vorfreude ging es zur Matron, einer sehr netten Schwester, die das Krankenhaus leitet. Von dort aus brachte man mich auf meine zukünftige Station, dem Female’s Medical Ward, der Frauenstation. Auf diese Station kommt in der Regel erst mal fast jede Frau über 13 die ins Krankenhaus eingeliefert wird, sei es mit Wunden, mit Herzproblemen oder anderen Beschwerden und von dort aus werden sie dann auf weitere Stationen verlegt. Zur Auswahl stehen etwa die Gynäkologie, Maternity (Geburtshilfe), Surgical I (dorthin kommen saubere Wunden), Surgical II (für infizierte Wunden), den sog. General Ward (zu 80% liegen hier Tuberkulose Patienten) oder den OP. Zusätzlich hat das Krankenhaus aber auch so ziemlich alles was ein Krankenhaus brauch, eine Kinder- und Männerstation, Ultraschall, Röntgen, Blutbank, Labor etc. und natürlich das Cardiac Centre, ein Herzzentrum, das vollkommen westlichen Standards entspricht, an die das restliche Krankenhaus dennoch recht nah rankommt.
Auf meiner neuen Station wurde ich sehr herzlich willkommen geheißen, hatte aber kaum Zeit mich mit allen bekanntzumachen, denn es ging gleich los mit der Visite. Die Visite findet alle zwei Tage statt, Montag, Mittwoch und Freitag. Dafür kommt extra ein Arzt aus den Sprechstundenzimmern und nimmt sich für jeden Patienten viel Zeit, hört sich Beschwerden an, tastet ab und hält ein bisschen lustigen SmallTalk. Hin und wieder ist es etwas unglücklich, dass es keinen bestimmten behandelnden Arzt gibt, denn untereinander finden kaum Absprechungen statt, sodass ein Arzt bei der Visite eine Patientin entließ, ein anderer sie 5 Minuten später da behalten ließ… Diese Visite durfte ich begleiten und etwa dem Arzt die Vital Zeichen der Patienten zeigen. Parallel zur Visite werden die Betten gemacht und die Vitalzeichen genommen, was bei ca. 40 Patienten durchaus seine Zeit brauchen kann. Auf dieser Station gibt es immer etwas zu tun, Medikamente austeilen, zum Röntgen oder Ultraschall bringen, Rechnungen machen lassen, diese mit den Betreuern bezahlen oder neue Medikamente in der Apotheke abholen. Zusätzlich zu diesen alltäglichen Aufgaben durfte ich bei Lumbalpunktionen assistieren (die Stationsärztin war ganz stolz auf mich, dass ich nicht umgefallen bin), beim Legen einer Magensonde zur Hand gehen und beim Legen eines Katheters zusehen.
Die Geschichten der Patienten waren nicht weniger interessant, von gewöhnlicher Arthritis bei einer 14-jährigen verheirateten Muslimin, der es nun nicht mehr erlaubt ist zur Schule zu gehen, über eine sehr nette Kamerunerin, die 2 Jahre im Südosten Chinas gearbeitet hat und den Ärzten jetzt ein Rätsel aufgibt, denn alle Tests fallen negativ aus, von Röntgenaufnahmen über Tuberkulosetests und schließlich einer Echocardiographie, der ich beiwohnen durfte, die aber nichts ergab… Schlussendlich geht es ihr gut, wenn auch ohne richtige Diagnose und ich war ein bisschen traurig, dass sie und ihre Schwester nicht mehr da sind... Am schlimmsten für mich und das gesamte Personal war ein Vergewaltigungsfall aus einem Dorf in der Nähe, eine 6 Männer hatten einer 20-jährigen Frau aufgelauert und sie anschließend vergewaltigt… Die Polizei konnte leider nicht viel machen, es stand Aussage gegen Aussage, wie mir Sr. Mary (die Betreuerin der Frau) später erklärt hat. Das hat uns allen Stoff zum Nachdenken gegeben…

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